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25MärZeitzeugin Hannelore Schneider
In einem Land vor unserer Zeit
Am 12.03.2024 besuchte die Zeitzeugin Frau Hannelore Schneider unsere Schule.
Sie lebte in der DDR – einem Land, das 1989 zu existieren aufhörte – und stellte sich bereitwillig unseren Fragen, welche wir zuvor im Geschichtsunterricht gemeinsam mit Frau Rödel und Frau Ludwig gesammelt hatten.
Wir erfuhren eine interessante Lebensgeschichte: Frau Schneider lebte vor 1989 in Cottbus zusammen mit ihrer Familie. Sie war damals Lehrerin an einer weiterführenden Schule, unterrichtete die Fächer Englisch und Deutsch und versuchte, ihre Schüler*innen für Sprache und Literatur zu begeistern, was durch die politische Situation in der DDR sicher nicht immer einfach war.
Ihre Tochter war eine sehr engagierte Schülerin und auch Klassenbeste. Trotzdem bekam sie nie die gleiche Anerkennung wie die anderen Kinder, da sie kein Teil der Jugendorganisation war.
Diese Ungerechtigkeit und die Enge in dem sozialistischen Land führten dazu, dass sich Frau Schneider und ihre Familie mit Gleichgesinnten zusammentaten und in einer Umweltorganisation engagierten. Dadurch kamen sie natürlich auch in Konflikt mit dem Überwachungsapparat der Staatssicherheit und sie stellten einen Ausreiseantrag – trotz der Gefahr, im Gefängnis zu landen. Nachdem sie zusammen mit ihrer Umweltgruppe den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 öffentlich gemacht und angeklagt hatten, wurde ihr Ausreiseantrag über Nacht bewilligt und sie waren gezwungen, die DDR innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.
Doch auch der Neuanfang in der Bundesrepublik war alles andere als einfach. Die Familie zu verlassen, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen und neue Freunde zu finden, war nicht leicht. Denn ihr Berufsabschluss und -erfahrung wurden nicht automatisch anerkannt und sie musste mit 40 Jahren noch einmal ihr Referendariat absolvieren, um an einer Schule unterrichten zu können.
Sie sagt, dass sie diese Zeit sehr geprägt habe und dass wir uns des Wertes von Freiheit und Selbstbestimmung bewusst sein sollten.
Für uns war der Besuch Frau Schneiders ein eindrucksvoller Rückblick in ein Land, das vor unserer Geburt aufgehört hatte zu existieren und das wir bisher nur aus den Geschichtsbüchern kannten. Jetzt ist dieser Teil der deutschen Geschichte lebendig geworden.
Lisa Lichterfeld, R10b